Dento Iwama Ryu Aikido
Bist du von Gegnern umringt, denke sie dir als einen;
stehst du einem einzelnen Feind gegenüber,
so denke ihn dir als viele.
Morihei Ueshiba – O Sensei
Das traditionelle Iwama Aikido
Das Aikido des traditionellen Iwama Stils (Dento Iwama Ryu) sieht sich in der lebendigen Nachfolge Morihiro Saitos, auf dessen Weg, die Lehre O Senseis in vollem Umfang unverfälscht zu erhalten und weiterzugeben.
Im Unterschied zu anderen Stilrichtungen des Aikido, wird deshalb das Waffentraining absolut gleichwertig neben den waffenlosen Formen betrieben. In der Praxis bedeutet dies, dass im regelmäßigen Training und bei Lehrgängen üblicherweise etwa die Hälfte der Zeit mit Schwert, oder Stab geübt wird. Die Gewichtung der beiden Waffen untereinander ist hierbei ebenfalls gleichwertig. Auf diese Weise wird eine Präzision im Umgang mit den Waffen erreicht, die im heutigen Aikido einzigartig ist, und der das Dento Iwama Ryu weltweite Berühmtheit für die hohe Qualität seiner Ausbildung verdankt.
Wesentliches Trainingskonzept im Dento Iwama Ryu Aikido ist das Kihon, entsprechend den didaktischen Prinzipien von Morihiro Saito. Die einzelnen Techniken werden gründlich und systematisch studiert, um individuelle Fehler bei der Ausführung dauerhaft bereinigen zu können. Kriterium ist dabei stets die Wirksamkeit einer Form gegen ernsthafte Angriffe. Eine Ausführung, die in dieser Hinsicht nicht wirklich effektiv ist, birgt Schwächen, die es mit Hilfe des Lehrers zu erkennen und zu korrigieren gilt.
Atemi – Ohne geht es nicht
Für die Wirksamkeit nahezu sämtlicher Formen im Aikido sind gut ausgeführte Schlagtechniken (Atemi) zwingend erforderlich. Sie dienen vorrangig der Ablenkung eines Angreifers und werden zur Vorbereitung von Wurf-, oder Hebeltechniken benötigt, um Konter zu vermeiden. Im Dento Iwama Ryu kommt dem Atemi daher entscheidende Bedeutung zu. Darin liegt kein Widerspruch zur Lehre O Senseis, der selbst die Bedeutung des Atemi stets betont hat, denn es geht dabei niemals um ein „Verprügeln“ des Gegners. Leider wurden und werden aber Morihei Ueshibas oft zitierte Begriffe der Harmonie und der Gewaltlosigkeit von Lehrern vieler Stilrichtungen des Aikido missverstanden. Nicht selten resultiert dies in der Vernachlässigung oder gar Ablehnung des Waffentrainings und eher paartänzerisch ausgeführten Techniken, die sich zwar ästhetisch ansprechend präsentieren, gegenüber ernsthaften Angriffen jedoch kaum Bestand haben.
Im Dento Iwama Ryu werden die technischen Grundlagen von O Senseis Aikido nicht verleugnet. Bei genauer Betrachtung der ursprünglichen Formen, die der Begründer an Morihiro Saito weitergegeben hat, lässt sich erkennen, wie wirkungsvoll diese Techniken in Wahrheit sind. Schließlich entstammen sie den Kampfschulen der Samurai, bei denen Präzision und Effektivität überlebensnotwendig waren.
Kiai – Der letzte Schrei?
Der Begriff Kiai wird im Deutschen oft mit „Kampfschrei“ wiedergegeben. Jedoch verbirgt sich dahinter weit mehr als nur ein bloßer Schrei. Von vielen Kampfkunstschulen, insbesondere auch Aikido-Schulen, wird der Kiai unterschätzt oder gar verboten, sodass man im Training dort oft die sprichwörtliche Stecknadel könnte fallen hören.
Ki Ai (気 合) beinhaltet die gleichen Silben wie Ai Ki (合 気) – das Prinzip des Aikido. Wärend Aiki die innere Haltung des Aikidoka bestimmt – sich also im Stillen ereignet – ist Kiai das äußerliche, geräuschvolle Pendant dazu. Dabei ist es nicht getan, mit einem lauten Gebrüll aus voller Kehle. Kiai entsteht im Zentrum, dem Bauch, und erfordert eine korrekte, kraftvolle Bauchatmung. Medizinisch nüchtern betrachtet, wäre Kiai daher lediglich eine besondere Form des Atmens, ähnlich wie bei einem ausgebildeten Sänger. Im Konzept einer Kampfkunst hingegen, stellt er einen unverzichtbaren Bestandteil des Ganzen dar: Ein guter, mächtiger Kiai erzielt Wirkung sowohl beim Gegenüber, als auch beim Ausführenden selbst. Einerseits schüchtert er den Angreifer ein und lenkt ihn im entscheidenden Augenblick ab. So wie eine Technik im Aikido auf die körperliche Balance des Gegners abzielt, beeinträchtigt der Kiai gleichsam einen Moment lang dessen mentales Gleichgewicht. Andererseits fokussiert er zur gleichen Zeit die Konzentration des Aikidoka, führt ihm Sauerstoff zu und stärkt sein Selbstvertrauen. Unwillkürlich führt er zum richtigen Ein- und Ausatmen wärend der Ausführung einer Technik und sorgt damit für die korrekte Anspannung des Körpers genau dann, wenn es darauf ankommt.
In einer Kampfkunst wie Aikido spielt die Gesamtheit des Auftretens, die geistige und körperliche Haltung, eine wesentliche Rolle. Auf hohem technischem Niveau ist die mentale Verfassung und die Art, wie diese sich im äußeren Erscheinungsbild widerspiegelt, in der Regel von größerer Bedeutung als bloße Muskelkraft. Alle geistigen Elemente, wie Konzentration, innere Stärke oder Willenskraft finden ihren gemeinsamen Eintritt in die materielle Welt über den Kiai. Aus diesem Grund wird im Dento Iwama Ryu Aikido, also auch im Aiki Dojo Buchloe, sehr viel Wert darauf gelegt. Tatsächlich stört die damit einhergehende Geräuschkulisse nicht, wie man zunächst vermuten könnte, die Lernatmosphäre im Dojo, sondern hat vielmehr einen spürbar belebenden Einfluss aufs Training. Starke Kiai erzeugen gute Laune und eine positive Stimmung auf der Matte. Die Energie und die Konzentration, die darin zum Ausdruck kommen, springen zwischen den Trainingsteilnehmer über, wie elektrische Funken.
Wir sind daher überzeugt: ohne Kiai kann es kein gutes Aikido geben.